UTOPIAN SILENCE

What if silence is actually the world expressing itself to us while we finally listen? Just listen…

…to find presence in absence. And the earth dreams a dream of a utopian silence.

Utopian silence ist ein audiovisuelles Ausstellungswerk, welches für das YA Festival für neue Musik, kuratiert von Roberto Beseler Maxwell und Levin Eric Zimmermann, kreiert wurde. Das Festival, welches das Thema „Stille“ trug, fand im Kunsthaus Essen im April 2024 statt und wurde durch die Kulturstiftung und das Kulturamt Essen sowie durch die Kunststiftung NRW gefördert.

Ich hatte das große Privileg einige Monate vor der Ausstellung den Wintereinbruch im Tara Nationalpark in Serbien mitzuerleben. Im Zuge eines Auslandsstipendiums vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW, erforschte ich dort das Verhältnis von Landschaft und Gesang. Zugeschneit und nichts als Berge und Wälder um mich herum, habe ich eine absolute und besondere Stille in der Wildnis erleben dürfen. Obgleich ich noch auf meine Arbeit vor Ort konzentriert war, wusste ich, dass diese Erfahrung in mein Werk für das YA Festival einfließen würde.

Mich interessierte insbesondere das generative Potenzial von Stille. Dabei beschreibt Stille nicht die Abwesenheit von Klang, sondern eine Form von Spannung, die alles in Bewegung hält. Es ist eine Spannung zwischen Gegensätzen, die konstant miteinander kommunizieren; in ihr verbergen sich Entstehung und Vergehen. Der Prozess der Entstehung, im Gegensatz zu Produktion oder Herstellung, interessiert mich schon seit längerer Zeit. Diesbezüglich erforsche ich Formen der Hingabe innerhalb der Natur, welche die herkömmliche Trennung zwischen aktiv und passiv untergraben. Insbesondere meine Vokalpraktiken und gesanglichen Improvisationen waren und sind noch immer von dieser Thematik geprägt. Hinsichtlich meines Dialogs mit der Natur beschreibt Stille eine Form der Aufmerksamkeit und Hingabe, welche der Natur etwas an Fürsorge zurück geben. Letzteres ist jedoch nicht als lineares und ausgeglichenes Geben und Nehmen gemeint, sondern umschreibt vielmehr eine von der Wildnis erlernte Form des Seins. In ihr sind wir nicht mehr Subjekt in einer objektiven Welt, sondern werden vielmehr von unserer lebendigen Umwelt getragen und bewegt. Der Titel „utopian silence“ verweist auf die Dringlichkeit, diese Fähigkeit zu erlernen, um nicht blind und aktionswütig der Dystopie zu entfliehen. Stattdessen imaginieren wir die Utopie gemeinsam mit der Natur, nicht zuletzt um unsere Rolle innerhalb des Wandels besser verstehen und letztendlich auch verkörpern zu können.

„Utopian silence“ ist schließlich eine Ode an die Wildnis, an die vermeintliche Stille der Natur. Poesie, Klang und visuelle Kunst miteinander verwebend, beschreibt es einen zeitlosen Moment, in dem die ganze Menschheit verstummt.

In all ihren Elementen bestand das Werk aus einer Bildanimation, welche drei Tusche/ Aquarellbilder verband, einer ca 15 minütigen Komposition (auf Kopfhörern) sowie der Rauminstallation, bestehend aus Leinen-Baumwollstoffbahnen, Walnusszweigen und einem geflochtenem Weidenkranz.

what if we were silent together? the entire planet. not because someone died but because something (not a thing at all) wants to be born? what would make us be silent together? awe? fatigue? surrender? love given and received within the same nanosecond? shameless and blissful ignorance giving rise to ancient curiosities? what if we were silent together?

© Ausstellungsfotos Teresa Thomaschütz

To imagine the earth dreaming a dream of a utopian silence - what would it feel like to her? Would she be afraid, like we are afraid of the sudden absence of - What would it sound like?

Will she be glad to sense our inhales and exhales so distinctly, like I am glad whenever I listen to the ocean breathing? Will she find joy in the rhythms of our heartbeats, like I rejoice, my ear to the ground, my hand on rock, my bare feet following the rhythms of uneven ground? And will she gently hum to the murmurations of our minds, that finally ceased thinking, explaining and instead started to imagine the world…

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Der Fenriswolf