Silvana Mammone ist eine in Deutschland lebende transdisziplinäre Künstlerin. Ihr aktueller Fokus liegt auf verschiedenen Modellen immersiver Kunst und Kunst im öffentlichen Raum, in denen Sound einschließlich ihrer Stimme eine Schlüsselrolle spielt. Nach einer zweijährigen Regieassistenz am Theater Bonn, studierte sie den interdisziplinären Studiengang Master in Theatre an der Toneelacademie in Maastricht. Im Rahmen ihres künstlerischen Forschungsprojekts beschäftigte sie sich intensiv mit (neuro-)wissenschaftlichen Erkenntnissen zur menschlichen Wahrnehmung. Fasziniert von verschiedensten Ansichten über Bewusstsein, studiert und praktiziert sie verschiedene Meditationstechniken, um sie in ihre künstlerische Praxis und Methodik einzubeziehen. Sie wird von Fragen angetrieben, die sich um die biologischen, philosophischen und kulturellen Vorstellungen bezüglich der Unterscheidung zwischen Körper und Geist innerhalb der westlichen Kultur drehen. In dem Bestreben Kunst zu schaffen, die unsere menschliche Sehnsucht nach Verbindung auf vielfältige Weise anspricht, nähren und vermischen Silvanas kreative Arbeiten künstlerische und wissenschaftliche Neugier gleichermaßen. 

kunst als dialog

wissenschaft als Poesie

phytographía als Philosophie


In indigenous ways of knowing we understand a thing only when we understand it with all four aspects of our being: mind, body, emotion and spirit. - Robin Wall Kimmerer

Silvana schafft Kunst, die bewusst „alle Aspekte unseres Seins“ anspricht und Menschen dazu einlädt, sich wieder tiefer und sinnlicher mit der Welt zu verbinden und schließlich in die Selbe einzutauchen – eine Kunst, die zu einem einen hingebungsvollen Dialog zwischen Mensch und Umgebung anregt. Dabei stellen ihre Werke die Grenzen zwischen kognitiven und sinnlichen Erfahrungen in Frage.


Performativität und Einfluss von Sprache auf unser Denken und Handeln spielen eine weitere zentrale Rolle in Silvanas Arbeit. Sie widmete ihr Bachelorstudium der allgemeinen und vergleichenden Literaturwissenschaft und begann früh eigene Texte für ihre Projekte zu verfassen. Das Experimentieren mit Sprache durch deren De- und Rekonstruktion ist ein Kernpunkt von Silvanas künstlerischer Praxis. Sie beschäftigt sich gleichermaßen mit Poesie, Prosa und wissenschaftlicher Sprache und kreiert unter der Prämisse, dass Sprache ein sinnliches Potential in sich trägt, wenn diese unsere Vorstellungskraft auf bestimmte Weise anregt oder gut durchdachte Fragen stellt. Obwohl Sprache unsere Realität fragmentiert, birgt sie auch die Fähigkeit, uns der Welt um uns herum näher zu bringen. Insbesondere seit ihrem letzten Projekt Ephemeral Ecologies ist Silvana fasziniert von dem Gedanken einer neuen Sprache, dem Erfinden neuer Wörter. Die Reflexion darüber, wie wir Phänomene benennen, häufig um zu kategorisieren beleuchtet unsere Beziehung zur Umwelt bzw. dem, was wir Natur nennen und ermöglicht letztendlich eine Neugestaltung der Selben.


 

In ihrem Essay über Phytographía schreibt Patrícia Vieira darüber, wie sich Pflanzen in verschiedene Kunstpraktiken und damit in unsere Kultur einschreiben. Silvana tritt einen Schritt zurück und erforscht, wie sich die Pflanzenwelt in unser ganzes Wesen einschreibt. Denn zu fragen, was „Natur“ ist, zu versuchen, sie zu definieren, unseren Geist die grenzenlosen Implikationen des Wortes erkunden zu lassen, bedeutet auch, zu fragen, wo unser Platz in ihr liegt – letztendlich, wer wir sind. Wenn wir an Natur denken, denken wir oft an von Menschenhand unberührte Landschaften, an wilde Wälder und natürlich an Pflanzen. Sind Menschen Teil der Natur und wenn ja, warum fühlen und leben wir nicht danach? Zahlreiche wissenschaftliche Erkenntnisse über Ökosysteme und Phänomene wie Mutualismus beleuchten die komplizierten Verbindungen, Wechselbeziehungen und gegenseitigen Abhängigkeiten, die all das umfassen, was wir „Natur“ nennen. Dennoch sind diese wissenschaftlichen Erkenntnisse nur ein Puzzleteil, um so etwas wie ein ökologisches Gleichgewicht unter Einbeziehung des Menschen wiederherzustellen; und um ein tiefes Verständnis unserer eigenen gefühlten und gelebten Entfremdung von der natürlichen Welt, ihren Wundern und unserer tiefen Abhängigkeit von ihr zu entwickeln. In ihren aktuellen Praktiken und Projekten behandelt Silvana dies als kulturelles Problem, indem sie neue Wege der Komposition von Sprache, Zeichnung und Musik mit der natürlichen Umwelt als gleichberechtigten Partner erforscht. Dafür entwickelt sie neue Hörweisen und vielfältige Methoden des deep listening, oft inspiriert von Pauline Oliveros’ Sonic Meditations. Mit dem Ziel einer unwiderruflich an die Umwelt gebundenen Methodik wird der künstlerische Prozess selbst zu einer Ökologie stetig wandelnder Zeichen, die ihre poetische Landschaft kontinuierlich ausweiten.

 

Künstlerischer Werdegang

  • 11-12/2023 Auslandsstipendium des Ministerium für Kultur und Wissenschaft. Fokus auf der Beziehung zwischen traditionellen serbischen Gesängen und Natur

  • 09/2023 Ausstellung und Workshops mit dem ZORAS Collective beim Helsinki Comics Festival sowie dem Degrowth Seminar Kohtuus Vaarassa, Koli Nationalpark, Finnland

  • 08/2023 Einladung mit Wood Says zum Symposium re_searching urbanity in der Floating University, Berlin

  • 07&08/2023 Teilnahme an der Ausstellung natürlich positioniert (Projektleitung Hanna Smitmans; in Kooperation mit ArtspaceElevenLAB). Stickerei/Installation/Performance galdr_Zusätzliche Autorentätigkeit und Performance für das Satellitenprojekt Der Fenriswolf, Tübingen

  • 07/2023 Lesung mit Gesang: Der Fenriswolf im Zuge des "Echt Jetzt!” Festivals, Tübingen

  • 04/2023 zweiwöchige Residenz mit Kollektiv ZORAS im Viernulvier (Vooruit) in Gent, Belgium

  • 01/2023 Sprecherin für Musiktheater Stück TRANSPARENCE von Pablo Garretón Izquierdo in Kooperation mit Ensemble Electronic ID, Köln

  • 10-12/2022 Künstlerisches Rechercheprojekt HOMO NATURALIS, gefördert durch den FONDS DAKU

  • 07/2022 Residenz in SAARI MANOR mit Kollektiv ZORAS, gefördert durch die KONE Foundation, Mynämäki Finnland

  • 03-09/2022 NRW Tour mit dem Audiowalk WOOD SAYS, in Kooperation mit dem Botanischen Garten Bochum, dem Landschaftspark Duisburg Nord und den Botanischen Gärten der Universität Bonn, gefördert durch den Fonds Darstellende Künste

  • 05/2022 Kollaboration mit Julio Lugòn (Radio Jurassic), in Zusammenarbeit mit TUO TUO Arts (Finland) und True Aether recordings für das Album-Projekt “Volumen NO.1” / https://trueaether.bandcamp.com/album/volumen-vol-1

  • 01/2022 zweimonatige Residenz, anschließend audiovisuelle Performance Ephemeres Ecologies, in Kooperation mit RAMA Residencias Artisticas in Maceira, Portugal

  • 06/2021 Audiowalk/ Kompositionsprojekt WOOD SAYS in Kooperation mit den Botanischen Gärten der Universität Bonn

  • 11/12 2020 Forschungsstipendium Controlled hallucination:patterns of [sub]consciousness, gefördert durch das Flausen Netzwerk

    und Fond Darstellende Künste

  • 1/2020 Butoh Intensive Workshop mit Stefano Taiuti, Uferstudios Berlin

  • 11/2019 Residenz bei PAF (Performing Arts Centre), St Erme, Frankreich

  • 12/2019 Residenz mit Tänzerin Katharina Roll, Quartier am Hafen, Köln 

  • 09/ 2019 Kompositionsprojekt mit liminal keys im Parkhaus Q-Park beim Cultura Nova Festival, Heerlen, Niederlande

  • 05/2019 Zusammenarbeit mit Pablo Garreton Izquierdo für sein Kompositionsprojekt “Pananalytikon” an der HfMT, Köln

  • 10/2018 Gründung des Performance Duos liminal keys gemeinsam mit Kontrabassist Moritz Götzen,

    Performances u.a. im Maschinenhaus in Essen

  • 10/2018 Inszenierung der theatralen Rauminstallation „Moments of Being“ beim West Off Festival  gefördert durch

    das Theaternetzwerk Rheinland

  • 04/2018-06/2021   Studium des interdisziplinären Master in Theatre an der Toneelacademie, Maastricht, Niederlande

  • 02/2018 Gründung des Performancekollektivs kaleidoskop, gemeinsam mit der Bühnen- und Kostümbildnerin Barbara Lenartz

  • 2015 – 2017 Regieassistenz und Leiterin des Jugendclubs am Theater Bonn Theater Bonn

  • 01/2015 dreimonatige Regiehospitanz in der Produktion Mord in der Regie von Dedi Baron am Düsseldorfer Schaupielhaus

  • 01/2014 dreimonatige Assistenz im Creative Learning Department des Arcola Theatre, London

  • 04/2014 Bachelorabschluss der Allgemeinen und vergleichenden Literaturwissenschaft und Anglistik, Ruhr-Universität Bochum