Silence is not the absence of sound but the absence of self

Anthony de Mellos 

Der Titel „controlled hallucination“ ist von dem Neurowissenschaftler Anil Seth inspiriert, der anhand dieses Begriffs beschreibt, wie Wahrnehmung keine bloße Reflexion der „Realität“ ist, sondern innerhalb des Gehirns geschieht, beispielsweise durch aktives Interpretieren von Sinnesreizen. Im Rahmen ihrer künstlerischen Recherche fand Silvana Inspiration durch ihren Besuch des schalltoten, sowie des Hallraumes der TU Berlin. Insbesondere beflügelte es sie zu lernen, wie das Gehirn selbst Töne erzeugen kann, wenn es mit völliger akustischer Reizarmut konfrontiert wird.

Die konstante Erforschung von Wahrnehmung und Bewusstsein, sowohl auf theoretischer als auch auf kreativer Ebene, spielt eine zentrale Rolle in Silvanas künstlerischer Arbeit. Dabei begreift sie sich selbst als Sinnlichkeits-Medium und lotet die Grenzen und Potenziale dieses Ansatzes aus. Im Zuge des Flausen/Take Care Stipendiums widmete sich Silvana insbesondere ihrer kompositorischen Methodik, wobei ihre Stimme und ihre eigenen Texte im Zentrum standen. Aufbauend auf den neurowissenschaftlichen Erkenntnissen über unser Bewusstsein sowie den Sonic meditations der Komponistin Pauline Oliveros, suchte sie unseren Bewusstseinsstrom klanglich bzw. stimmlich einzufangen. Ebenso begann sie mit dem Aufbau eines Klangarchivs bestehend aus ihren eigenen Gesangs- und Feldaufnahmen. Durch die einmalige Gelegenheit, ihre Gesangspraxis in dieser Zeit in einer Kirche durchzuführen, legte sie besonderen Fokus auf das Experimentieren mit Hall und Sound-layering.

Schließlich schuf sie das Stück „until echoes become untraceable“, wobei ihr Hauptaugenmerk auf der Weiterentwicklung ihrer eigenen Gesangspraxis lag. Auf Grundlage von Pauline Oliveros Sonic Meditations und den tiefgründigen Erkenntnissen der Komponistin über deep listening und Musikimprovisation, entwickelte Silvana mehrere Methoden, die sie in ihre kommenden Projekte und künstlerische Forschung mitnahm.